Jeep-Abenteuer in der Salzwüste
- Elena
- 21. Mai 2018
- 6 Min. Lesezeit

Hui, hier hat es aber lange kein neuer Eintrag mehr zu lesen gegeben, was? Das tut uns leid – wir waren einerseits mit schlechtem oder gar keinem WLAN unterwegs, andererseits auch sehr mit der Planung der nächsten Schritte (Bus, Unterkunft, Aktivitäten) beschäftigt. Man glaubt es kaum, aber so eine Weltreise bedeutet auch viel Planungsaufwand! Wir sind in den letzten Tagen auch sehr flott gereist, da bleibt das Blog schreiben leider oft auf der Strecke. Seit gestern sind wir in Copacabana, in Bolivien am Titicacasee. Hier wollen wir uns ein paar Tage entspannen und die bisherigen vielen Erlebnisse für uns sortieren, bevor es dann nach Peru geht. Perfekter Zeitpunkt also für einen neuen Beitrag: von unserer Jeep-Tour durch die Wüstenlandschaft von Bolivien:

Es beginnt in der Wüste von Atacama in Chile, genauer gesagt in San Pedro de Atacama. Hier hatten wir uns für drei Nächte in einem einfachen Hostel einquartiert, um die bizarre Wüstenlandschaft zu erkunden (Bilder auf Instagram). Das nächste Ziel war Uyuni in Bolivien, um von dort aus die größte Salzebene der Welt bewundern zu können. Doch die Weiterreise stellte sich als schwierig heraus: Von San Pedro aus müsse man den Bus nach Calama nehmen und dort umsteigen, um nach Uyuni zu kommen – doch der Bus von Calama nach Uyuni fährt laut Reiseführer nur einmal pro Woche, und wir wissen nicht, wann. Das könnte uns also viel Zeit kosten, nach Uyuni zu kommen … Doch in den vielen Reiseagenturen, die zusammen mit Souvenirläden und überteuerten Restaurants das Stadtbild von San Pedro bestimmen, werden auch mehrtägige Touren in die bolivianische Salzwüste angeboten. Da kommt Freddy auf die glorreiche Idee, diese Tour zu buchen und einfach in Uyuni zu bleiben, ohne Rückkehr nach San Pedro! (Im Nachhinein stellten wir fest, dass genau das die meisten Traveller machen und die Touren auch Großteils darauf angelegt sind) 😉
Also haben wir Wüstenfüchse diese Tour gebucht, die mit drei Tagen und zwei Übernachtungen mit kompletter Verpflegung für 95.000 Chilenische Pesos (ca. 125 EUR) ziemlich erschwinglich war. So sparen wir eine Menge Zeit, und vermutlich auch Geld, da wir ansonsten den Bus und Verpflegung und die Tour in die Salzwüste von Uyuni aus separat gezahlt hätten.
Es geht früh morgens los: drei Kleinbusse holen uns und viele andere aus unserem Hostel, die eine ähnliche Tour gebucht haben, um sieben Uhr ab und fahren uns zur chilenisch-bolivianischen Grenze. Hier oben in den Bergen, mitten im Nichts, früh morgens, fegt ein eisiger Wind und alle Traveller stehen draußen in der Schlange vor dem niedlichen bolivianischen Einreisebüro, um den Stempel in den Reisepass zu bekommen.

Dann gibt es erstmal Frühstück, während unser Gepäck auf einen Jeep umgeladen wird. Der Fahrer des Kleinbusses hetzt uns ganz schön, er hat wohl noch einige Fahrten vor sich heute. Wir schaufeln uns also in der Kälte Brot und Tee rein und steigen in den Jeep um. Unsere Reisegruppe besteht aus fünf Deutschen und einem Brasilianer – und natürlich unserem witzigen Fahrer Vico, der seinen Jeep liebevoll Fernando nennt.

Um uns herum überall das gleiche Szenario: die Reisenden frühstücken, während die Fahrer die zahlreichen Jeeps beladen. Da die Wüste aber insgesamt doch sehr weitläufig ist, haben sich diese Massen zum Glück recht schnell verteilt, auch wenn man an dem ein oder anderen Hotspot natürlich nicht alleine war.
Der erste Stopp: die Laguna Blanca. Wir dürfen aussteigen, ein paar hundert Meter an der Lagune entlang spazieren, Fotos machen, und weiter geht’s! Zack-Zack-Tourismus in der Wüste. Da bei dieser Tour der Jeep und die Landschaft aber schon so einzigartig sind, und auch die Strecken und Wege ein Abenteuer für sich, empfinden wir das nicht als negativ. Außerdem kommen wir mit unseren Weggefährten ins Gespräch, und so juckeln wir fröhlich weiter durch die bizarre Landschaft.

Zweiter Stopp: Laguna Verde. Verde heißt grün, daher hatten wir jetzt irgendwie einen deutlicheren Unterscheid zur weißen Lagune erwartet … egal, wunderschön ist es auch hier und irgendwie müssen sie den vielen Lagunen ja verschiedene Namen geben.

Weiter geht die Tour zu Thermalquellen, die mitten in einer atemberaubenden Landschaft liegen. Muckelig warm sind sie: ein Becken hat 30°C Wassertemperatur, das zweite sogar 36°C! Auch hier sind wir nicht die einzigen Gäste, und bei einigen Brasilianern scheinen Wassertemperatur und knappe Bikinis Heimatgefühle zu wecken – die Idylle verwandelt sich in einen Wüsten-Rave, aus den dicken JBL Boxen der Brasilianer schallt es durch das ganze Tal und sie tanzen und posen was das Zeug hält! Auch ein Erlebnis für sich.

Schön aufgewärmt steigen wir wieder in Fernando ein und steuern kleine Geysire an, bei denen heißer Dampf aus der Erde kommt und das Wasser brodelt. Die einzelnen Stopps sind jeweils nur etwa 15-40 Minuten voneinander entfernt, sodass es keine wirklich langen Fahrten gibt uns es nicht langweilig wird.

Der letzte Programmpunkt für heute und gleichzeitig der Ort unserer ersten Unterkunft: die Laguna Colorada. Diesmal ist der Name auch gerechtfertigt: durch Algen und kleine Mikroorganismen färbt sich das Wasser dieser Lagune stellenweise rot, andernorts bleibt es blau, umsäumt von kleineren weißen Salz- und E isflächen und grün bewachsenen Ufern. Und mittendrin: einige rosa Flamingos, die noch der Kälte trotzen. Die meisten haben sich schon auf den Weg in wärmere Gebiete gemacht, da ihnen sonst hier über Nacht der Fuß im Wasser einfriert und sie so leichte Beute für die Füchse werden.

Langsam geht die Sonne unter, und es wird schlagartig bitterkalt. In der Unterkunft ist es leider nicht wirklich wärmer, unser Guide antwortet uns auf die Frage, wie kalt es hier nachts werde, mit -6°C! Aber hier drinnen würde es „normal“ bleiben – das heißt 0°C … keine Heizung, kein warmes Wasser, nur „calefacción humana“, wie Vico immer lachend sagt. Wir schlafen alle sechs zusammen in einem großen Zimmer, und schlafen auch alle gleich schlecht. Trotz Handschuhen, Mütze, Fleecejacke, Daunenjacke, Thermoleggings, zwei Paar Socken und den schwersten Wolldecken der Welt haben wir gefroren. Wer friert, schläft schlecht. Mitten in der Nacht habe ich kurz darüber nachgedacht, den unfassbaren Sternenhimmel, den ich durch das Fenster sehen konnte, draußen zu bestaunen und zu versuchen ihn zu fotografieren – aber die Kälte hielt mich dann doch davon ab. Also leider keine Milchstraßen-Fotos.
Wir freuen uns alle, als die Nacht vorbei ist und wir nach dem Frühstück wieder Fernando satteln und durch die Sonne das nächste Ziel ansteuern. Heute sehen wir bizarre Felsformationen, weitere Lagunen (an Lagunen reicht es uns jetzt) und das Lama-Tal, wo wir alle versuchen, ein gutes Foto von den ulkigen Tieren zu machen.



Die zweite Nacht verbringen wir am Rande der Salzwüste von Uyuni, in einem Salzhotel – die Wände und Böden sind tatsächlich komplett aus Salz (wir haben den Schlecktest gemacht)! Hier landen auch viele andere Jeep-Gruppen, sodass man an der (diesmal warmen) Dusche anstehen musste. Aber das tut sooo gut bei der Kälte!
Der letzte Morgen unserer Tour startet wieder sehr früh, das Frühstück ist für später geplant und wir beginnen den Tag kurz vor Sonnenaufgang an gefluteten Feldern der Salzwüste, wo sich durch die ruhige und riesengroße Wasseroberfläche wunderschöne Spiegelungen ergeben. Ich bin sogar mit Flipflops in das wenige Zentimeter hohe aber durchaus arschkalte Wasser gegangen (selten so kalte Füße gehabt, aber das Bild war es wert!).


Weiter geht`s mit Fernando über die weiße Pracht – es wirkt tatsächlich ein bisschen wie eine schneebedeckte Landschaft, nur eben hart und flach und unendlich weit (der Salar ist insgesamt etwa 200.000 km2). Wir kommen an der Isla Incahuasi an, eine „Insel“ mit riesengroßen Kakteen mitten im Salar. Während man auf der Insel herumläuft und in die Ferne sieht, meint man wirklich, man sei auf einer Insel im Meer. Nur ist das Meer weiß und bewegt sich nicht. Diese Landschaft ist wirklich einzigartig, so etwas haben wir noch nie gesehen!


Das letzte Highlight der Tour: die „magischen Fotos“ mitten im Salar. So flach, so groß und so weiß, das eignet sich bestens, um mit „optischen Täuschungen“ herumzuspielen. Unser Guide Vico hat auch ein paar Spielereien dabei: mit kleinen Dinosauriern, einem leeren Topf und manchen anderen Dingen aus unserer Verpflegungskiste entstehen viele witzige Bilder. Vico kommandiert uns ganz schön rum: Damit die Illusion funktioniert, müssen alle die richtigen Positionen einnehmen. Wir würden gerne nach der etwas anstrengenden Foto-Session noch eine Weile im Salar bleiben, um diese verrückte Landschaft zu genießen, aber der Zeitplan ist eng getaktet.

Nach ein bisschen Souvenir-Shopping und einem letzten gemeinsamen Mittagessen in Uyuni endet unsere Tour. Das waren drei wirklich wahnsinnig tolle Tage, wir können diese Tour nur jedem empfehlen, der sich mal nach Bolivien verirrt!
(Mehr Bilder wie immer auf Instagram)
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