Kurioses aus dem Land der aufgehenden Sonne
- Elena
- 22. Okt. 2018
- 5 Min. Lesezeit

Und hier ist er, es gibt tatsächlich mal wieder einen Blogeintrag! Wie ihr seht, waren wir hier weitaus weniger fleißig als bei Instagram … fast haben wir ihn schon für tot erklärt, unseren Blog, aber dann kam Japan! Es ist natürlich nicht so, als hätten wir seit Machu Picchu nichts Spannendes erlebt, aber die meisten Highlights aus Destinationen wie Neuseeland und Australien lassen sich in Bildern einfach deutlich besser erzählen als in Worten. Tja, und Japan hatte jetzt irgendwie so viel mehr zu bieten als Fotomotive! Da juckt es direkt in den Fingern!
Wie hat es dieses Land eigentlich auf unsere Route geschafft? Der Abstecher ist von Kuala Lumpur aus ja doch recht umwegig, wenn man im Anschluss noch nach Thailand will - Werft mal einen Blick auf die Karte! Aber als wir in der Planung für Malaysia steckten und Thailand da plötzlich schon so nah kam, war uns das irgendwie schon zu nah dran am Ende unserer Reise … und Japan stand halt noch auf der „Wäre-geil-wenn“ Liste. Also haben wir Flüge gesucht und sogar noch einen Besuch bei unseren Freunden in Shanghai eingebaut. Weekend Stopover in Shanghai. Klingt auch ein bisschen cool. Klick-klick-bumm und fertig war der Abstecher!
Übernachten in Bienenwaben
Also auf nach Japan. Erstes Highlight: Unsere Unterkunft in Tokio. Wir haben ein Kapselhotel gebucht, das sind günstige Unterkünfte in der ansonsten eher teuren Metropole. Die Betten sind kleine gestapelte Kojen, ein Vorhang oder Rollo sorgt für Privatsphäre, Duschen und Toiletten teilt man sich mit den anderen Kapselbewohnern. Unseres ist recht stylish und vom Innenhof aus sieht man die Kapseleingänge über alle acht Etagen, sodass es aussieht wie ein Bienenstock! Im Grunde sind Kapselhotels bessere Hostels, die nicht auf Backpacker sondern auch auf Geschäftsleute ausgerichtet sind. Viele sind auch tatsächlich nur für Männer, wir hatten bei der Suche Schwierigkeiten eine Wabe auch für Frauen zu finden. Aber auch in unserem Bienenstock war Geschlechtertrennung angesagt: Der Männer-Aufzug führte nur in die zweite bis fünfte Etage, und mit dem Frauen-Aufzug erreichte man die sechste bis achte Etage. In dem Punkt sind sie etwas speziell, die Japaner. Geschlafen haben wir sehr gut in unseren Waben, wir haben ja auch jeden Tag wie fleißige Bienchen einige Kilometer durch Tokio zurückgelegt.
Alles blitzeblank
Zweites Highlight: Die unfassbare Sauberkeit hier. Putzen und Aufräumen steht vermutlich in jedem japanischen Freundebuch unter „meine liebsten Hobbys“. Wir sehen im Park um den Kaiserpalast eine Gruppe von Leuten, die wie Heinzelmännchen in den Beeten Unkraut zupfen oder Müll einsammeln (vermutlich) und auf Kommando alle gleichzeitig weiter trappeln zum nächsten Beet. Und mitten in Shinjuku, einem der geschäftigsten Viertel Tokios, beobachten wir Geschäftsleute in Business Outfits mit Warnwesten und Handschuhen, die ebenfalls offenbar auf der Suche nach Unkraut und Müll durch die Grünstreifen schleichen. Vielleicht eine Pausenbeschäftigung? Dass sie da fündig werden, wundert uns. Wir haben noch nirgendwo auf der Welt weniger Müll und Dreck gesehen, als in Japan. Das Kontroverse allerdings ist: man bekommt ständig haufenweise Müll in Form von Plastiktüten und Verpackungswahnsinn, wird diesen aber nirgends los! Denn öffentliche Mülleimer sucht man vergebens. Wir versuchen schon ständig, jede Plastiktüte abzuwehren, aber oft sind wir zu langsam oder der Verkäufer versteht kein Englisch. So sammelt man also den Tagesmüll im Rucksack und wird ihn erst abends in der Unterkunft los. Falls man doch irgendwo in der Öffentlichkeit Mülleimer findet, haben sie meistens kleine runde Öffnungen, in die die große eckige zwei-Liter-Wasserflasche aus dem Seveneleven nicht reinpasst … wir fühlen uns ein bisschen verarscht. Man steht dann da wie ein Kleinkind mit einem dieser Formen-lernen-Würfel, mit dem Eckigen, das nicht ins Runde passt … Eine weitere Beobachtung zum Thema Sauberkeit sind die Taxi- und Busfahrer, die bei jeder Gelegenheit mit Handschuhen und einem Mikrofasertuch bewaffnet um ihr Fahrzeug herum wuseln und dem Schmutz keine Chance geben. Alles blitzeblank! Auch im Bus könnte man vom Boden essen. Wir denken kurz an die Busse in Südamerika und stellen einen erheblichen Unterscheid fest!
Ordnung ist hier (mindestens) das halbe Leben
Genau wie Sauberkeit hat auch Ordnung in Japan einen hohen Stellenwert, besonders aus Gehwegen. Einerseits begründet sich das ganz einfach durch die vielen Menschen, die hier täglich hin und her transportiert werden müssen, und das muss natürlich so reibungslos und schnell wie möglich passieren. Andererseits mögen Japaner es einfach gerne ordentlich. Also lauten die japanischen Lösungen im Nahverkehr: Pfeile auf den Treppen in Metro-Stationen, damit rauf- und runtersteigende Menschenmengen sich nicht in die Quere kommen (also wie mehrspurige Straßen), und „Ansteh-Linien“ auf dem Boden, an den Stellen wo die Busse beziehungsweise die Bahnen ihre Türen öffnen. So kann auch derjenige zuerst einsteigen, der zuerst an der Haltestelle war und es gibt kein Gedränge durch Menschentrauben, die sich alle gleichzeitig durch eine Zugtür pressen wollen. Das ist tatsächlich sehr angenehm, sollte man in anderen Städten auch mal einführen!
Safety first

Bei der Sicherheit übertreiben sie es ein bisschen, müssen wir feststellen. Aber es amüsiert uns! Wir haben zum Beispiel eine mit Pylonen und Stangen abgesperrte Stelle auf einem Platz gesehen – Grund dafür war eine um circa drei Zentimeter herausstehende Gehwegplatte (Alarm! Alarm!), die selbst wiederum mit schwarzgelbem Klebeband markiert war (s. Bild)! Auf Bali gibt es ganze Gräben und tiefe Löcher mitten auf den Gehwegen, in denen ohne weiteres ein Kleinkind komplett verschwinden könnte, ohne jegliche Absperrung. Andere Länder, andere Verkehrssitten. Und vor Einfahrten, die den Bürgersteig kreuzen, stehen uniformierte Sicherheitsleute mit einem „Laserschwert“ in der Hand, um die Fußgänger sowohl akustisch als auch visuell auf die Gefahr eines einfahrenden Fahrzeugs aufmerksam zu machen und den Passantenstrom ggf. anzuhalten. Da kommt bei einer Stadt wie Tokio eine ganze Menge Sicherheitspersonal zusammen! Das Highlight war ein von der Decke hängendes Kabel oder irgendeine Leitung in einer Metro-Station: Die Stelle wurde schon großzügig mit besagtem Klebeband bis zur Unkenntlichkeit zugekleistert, aber trotzdem wurde doch tatsächlich jemand hier abgestellt, eigens um die vorbeilaufenden Passanten höflich auf diese Gefahrenquelle hinzuweisen. Irgendwie süß!
Japans stilles Örtchen
Ein ganzer Absatz nur über Klos? Ja, ein ganzer Absatz nur über Klos. Und vermutlich könnte man sogar weitaus mehr als einen Absatz dazu schreiben, aber wir wollen euch ja auch etwas Abwechslung bieten. Wer schon mal in China war, kennt die einfachste Form der Toilette: ein Loch im Boden. Nun wisst ihr aber auch schon von der Reinlichkeit der Japaner, das kommt also hier nicht in Frage. Die japanische Toilette ist nicht einfach nur eine Keramikschüssel, sie ist eine High-Tech-Anlage mit so vielen Knöpfen und Funktionen wie ein Flugzeugcockpit. (Ob man seine Toilette hier dann wohl auch bei Saturn anstatt bei OBI kauft?) Auf den meisten Klos hängt sogar ein Info-Schild „how to use this toilet“. Gehen wir das ganze mal chronologisch durch: Man betritt das Räumchen und der Deckel öffnet automatisch, mittels Bewegungssensor. Die Schüssel, in die man nun blickt, wird von innen beleuchtet. Ein Sound ertönt (irgendwas zwischen Wasserfall und Klospülung), dessen Lautstärke über entsprechende Bedienelemente reguliert werden kann, je nach Gusto. „Privacy“ steht darüber. Beim Hinsetzen das nächste Erlebnis: die Brille ist warm. Sitzheizung auf dem Lokus! Das mag im Winter angenehm sein, aber bei wärmeren Temperaturen … naja, ihr könnt es euch denken. Dann hört man unter sich einen kleinen Motor und einen dünnen Wasserstrahl: die Schüssel wird (vermutlich mit Reiniger oder irgendeinem Desinfektionsmittel) auf ihre Funktion vorbereitet oder einfach schonmal vorgereinigt, je öfter desto japanischer. Nach dem eigentlichen Grund des Toilettenbesuchs hat man die Möglichkeit, über verschiedene Knöpfe verschiedene Körperzonen mit einem Wasserstrahl reinigen zu lassen … wenn man denn mag. Dann die Challenge: Welcher der Knöpfe ist zum Abziehen da? Zum Glück ist meistens auch eine englische Beschreibung des Klocomputers vorhanden. Was dann passiert, ist sowohl amüsant als auch wahnsinnig clever: das Wasser, das den Spülkasten wieder befüllt, läuft durch einen kleinen Wasserhahn und einen kleinen Spülstein zu seinem Ziel. So kann man sich direkt damit die Hände waschen und spart Wasser. Gute Idee, finden wir! (Die hier beschriebenen Features sind nicht alle auf jeder Toilette vorhanden, wir haben hier jetzt mal ein Best-Case-Szenario für euch beschrieben, für den größtmöglichen Erlebnisfaktor.) Kleiner Fun Fact zum Schluss: in einer Unterkunft hatten wir sogar Plüschbezüge auf der Klobrille …
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