top of page

Rio de Janeiro, Brasilien

  • Autorenbild: Elena
    Elena
  • 4. Mai 2018
  • 4 Min. Lesezeit


Hier kommt endlich der verspätete Beitrag über Rio. Wir haben eine Weile überlegt, ob wir ein gewisses Detail in den Bericht aufnehmen oder besser nicht, daher die Verzögerung ... ihr werden sehen was wir meinen:


Wir entscheiden uns für die Strecke von Recife bis nach Rio de Janeiro (knapp 2.500 km) für das Flugzeug, da auf dem Stück keine für uns interessante Hotspots liegen und wir sowohl Strecke machen als auch Zeit einsparen wollen. Mit dem Bus wären es mehr als 40 Stunden!

Im Stadtteil Copacabana haben wir ein ziemlich günstiges Hostel gebucht (zu zweit zahlen wir für vier Nächte inkl. Frühstück 69 EUR), und sind gespannt was uns da erwartet. Hurra, ein 6-Bett-Zimmer im Keller mit vier schnarchenden Chilenen! Aber es ist eigentlich egal, wie negativ der erste Eindruck auch sein kann, nach ein paar Tagen fühlt man sich überall heimisch. Wir freuen uns einfach darüber, dass man im Keller wenigstens nicht vom Tageslicht gestört wird und mit den Chilenen freunden wir uns an und gehen freitagsabends zusammen feiern. Außerdem ist das Hostel sauber und die Mitarbeiter sind alle nett, es gibt sogar auf dem Dach einen Grillplatz und einen kleinen Pool.

Am ersten Tag flanieren wir bloß ein bisschen an der Copacabana entlang und beobachten das quirlige Treiben hier am Strand. Um seine Ruhe zu haben, sollte man einen anderen Strand aufsuchen, hier ist einiges los! Sonnenschirmvermieter, Henna-Tattoo-Maler, Flötenverkäufer (die ihr Produkt natürlich auch ununterbrochen vorführen), Sonnenbrillenverkäufer, Zöpfchenflechter und natürlich die, die für's leibliche Wohl sorgen: es werden frische Schrimps am Spieß angeboten, Sandwiches, kühle Getränke aus selbstgebauten tragbaren Kühltanks, Chips und Nüsse und - mein Highlight - frisch gegrillter Käse am Stiel aus einem tragbaren Grill. Sie lassen sich einiges einfallen, um ein paar Real vom Strandvolk zu verdienen. Außerdem bieten fast alle im Nebensatz "Haschisch, Marihuana, Kokaina?" an, falls man daran mehr Interesse hat als an dem üblichen Touri-Quatsch. Bringt bestimmt auch mehr Umsatz. Und die Nusstütchen aus Papier bieten sicher ein gutes Versteck für die illegale Ware, oder der Oregano-Behälter des Käseverkäufers ... (ich denke aber, auf meinem Käse war tatsächlich bloß Oregano).



An der Straße entdecken wir öffentliche Rad-Stationen, wie wir sie auch aus dem Ruhrgebiet und anderen europäischen Städten kennen. Wir machen uns online schlau: für ausländische Touristen ist die Nutzung dieser Räder eher nicht geeignet, da es ein wenig kompliziert sei ... Herausforderung angenommen! Wir haben ja eine brasilianische SIM Karte und demnach auch überall Internet, die Bezahlung läuft über Kreditkarte und der Rest ist im Grunde selbsterklärend. Also schwingen wir uns am zweiten Tag auf's Rad und nutzen die vielen Radwege entlang der Copacabana, am Strand von Ipanema und rund um den See "Lagoa Rodrigo de Freitas". Da wir Sparfüchse sind, machen wir alle 60 Minuten für etwa 15 Minuten eine Pause, da man erst ab der zweiten Stunde für die Räder bezahlen muss (so fällt nur eine Tagesgebühr von etwa 1,20 EUR an). So wird es ein günstiger Tag, da wir auch das Abendessen sparsam gestalten und die Hostel-Küche nutzen, um uns für zwei Tage zu verpflegen.



Das Rio-Highlight, die Christo-Statue mit dem perfekten Panorama über die ganze Stadt, wollen wir nicht mit dem Bus, sondern über einen Wanderweg erreichen. Das hat uns bei der Chinesischen Mauer letztes Jahr auch schon so gut gefallen, wenn man sich so etwas selbst "erarbeitet". Und der Aufstieg ist tatsächlich ähnlich: durch dichten Dschungel geht es immer steiler bergauf, wir klettern in sengender Hitze an Wurzeln und über Felsen immer weiter nach oben. Die letzten paar hundert Meter geht es entlang der Straße bis zum Christo. Wir stürzen uns in Getümmel der Selfie-Stangen und genießen den fast wolkenfreien Ausblick auf das ganz schön grüne und hügelige Rio de Janeiro!



Abends sind wir mit den Chilenen verabredet: mit der Metro geht's ins Zentrum, wo eine offenbar bekannte Samba Gruppe jede Menge Leute anzieht. Zuerst fragen wir uns, woher die Musik kommt - denn die Musiker sitzen in der Mitte des Platzes auf Hockern am Boden und wir quetschen uns kurz durch die feiernden Cariocas (so nennen sich die Rio-Bewohner), um auch sehen zu können was wir hören. Nach einigen Bierchen am Straßenstand (die man übrigens tatsächlich auch mit Kreditkarte hätte bezahlen können) geht es weiter ins Kneipenviertel, nach Lapa. Hier steppt der Bär! Die Straßen sind dicht vom vielen Verkehr, die Bürgersteige quellen über vor lauter Verkaufsständen und Partyvolk, das sich von einer Bar zur nächsten schiebt ... es folgt ein entspannter Katertag, den wir einfach vegetierend an der Copacabana verbringen. Bei so viel Reiserei muss man ja auch mal Pause machen. Und Käse am Stiel essen.



An unserem letzten Tag wollen wir uns den Zuckerhut noch aus der Nähe angucken, und setzen uns dafür wieder auf's Rad. Google führt uns soweit wie möglich über Radwege, doch auch zwei Tunnel gehören zur Route. Eigentlich halb so wild, für Fußgänger und Radfahrer sind Wege mit hohen Geländern von der Straße getrennt. Man sollte allerdings die Sonnenbrille absetzen im Tunnel, sonst wird die Sicht ein bisschen - sagen wir mal - suboptimal. Daran denke ich natürlich nicht, und fahre deswegen etwas langsamer, um trotz Sonnenbrille den Schlaglöchern ausweichen zu können. Während ich noch darüber nachdenke, dass der Radweg in diesem Tunnel ziemlich eng ist und Gegenverkehr jetzt eher schlecht wäre, gerate ich ins Straucheln und kippe mit dem Rad ins Geländer. Wollte mich jemand überholen? - Nee, nicht überholen, sondern ausrauben! Das Arschloch kam von hinten angerannt, hat mich zum Stehen gebraucht indem er das Rad umgestoßen hat und hätte wohl ganz gerne meinen Rucksack ergattert, der vorne in der Gepäckablage mit einem Gummiband zum Glück ziemlich fest angeschnallt ist. Aber das kann ich ihm leider nicht gönnen, in dem Rucksack ist gerade alles wichtige und wertvolle auf einmal drin: Kameras, Bargeld, eine Kreditkarte, unsere Reisepässe (die wollten wir am Abreisetag nicht im Gepäckraum vom Hostel lassen) ... Also umklammere ich den Rucksack mit beiden Armen und schreie den Typen laut an, bis er letztendlich aufgibt und die Flucht ergreift, weil Freddy und ein Jogger angelaufen kommen.

Bis auf einen abgebrochenen Fingernagel sind wir mit dem Schrecken davongekommen. Auch das ist Rio. Tunnel meiden wir dann ab jetzt in dieser Stadt.


Zum Zuckerhut fahren wir trotzdem, von dem Arsch lassen wir uns jetzt nicht den Tag verderben! Da uns die Seilbahn nach oben aber zu teuer ist, cruisen wir auf den Rädern am Parque do Flamengo entlang, von wo aus man eine tolle Sicht auf den berühmten Felsen hat.



Um unser Rio Kapitel zu beenden, erkunden wir noch das schöne Viertel Santa Teresa und steigen die bunt gekachelten Stufen der "Escadaria Selaron" hinunter, bevor wir abends in den Nachtbus nach Curitiba steigen ...


 
 
 

Comments


  • Instagram - Schwarzer Kreis

Mehr Bilder gibt's auf Instagram - auch für Nicht-Mitglieder:
unterwegs.mit.freddy.und.elena

bottom of page